Offene Fragen
Bedeutung der M-Kennung
Auf vielen Karten des Funke-Nachfolgebetriebs in der DDR ist unten links eine Kennung aufgedruckt, sie sei im Folgenden als M-Kennung bezeichnet, da sie grundsätzlich mit dem Buchstaben M beginnt. In vielen Fällen scheint sie das Jahr des Druckes wiederzugeben, gerade bei frühen Karten jedoch nicht.

Die Verwendung der M-Kennung lässt sich wie folgt einordnen:
- Karten aus den frühen 50ern: Datum und Kennung sind aufgedruckt, die Kennung scheint das Jahr nicht zu enthalten.
Beispiele hierfür:
- Eine Karte Nr. 183 aus dem August 1952, deren Kennung „Q V/5/21 - 5 (31)“ lautet.
- Die Karten Nr. 121 (4.54) und Nr. 439 (5.54), beide jeweils mit der Kennung „M n 3841/53 - V/5/21“. Ein aus der Kennung abgelesenes Druckjahr 1953 wäre nah an dem aufgedruckten Jahr 1954 dran, was ein Versehen sein könnte, oder ein Hinweis, dass beide Angaben unterschiedliche Zeitpunkte bezeichnen.
- Karten aus der Mitte der 50er, i.d.R. von 1954: Datum und Kennung sind aufgedruckt, die Kennung scheint das Datum zu enthalten. Beispielhaft sei hier auf eine Karte Nr. 95 vom Juli 1954 verwiesen, deren Kennung „Mb 1041/54 V 5/19“ lautet.
- Karten ab der zweiten Hälfte der 50er ohne Datumsangabe, aber mit mutmaßlich das Jahr enthaltender Kennung.
Einige Beispiele für solche Karten:
- Eine Karte Nr. 8 mit der Kennung „Mb 390/55 V 5/20“. Die ausschließliche Nennung des W 18 sowie der Aussteller „VEB (K) Röhrenprüfgerätebau Weida“ sprechen dafür, dass ein Druck 1955 realistisch ist.
- Eine Karte Nr. 43 mit der Kennung „Mb 939/59 V 5/20“. Die Angabe des Ausstellers mit „VEB Prüfgerätewerk Weida“ und die Nennung des W 18 N spricht dafür, dass die Karte tatsächlich 1959 gedruckt wurde.
- Eine Karte Nr. 50 mit der Kennung „Mb G 9-63-106 V 5 23“ sowie dem Aussteller „VEB wetron Weida (Thür.) DDR“. Ein Druck von 1963 erscheint hier ebenfalls realistisch.
In dieser Hinsicht besondere Karten:
- Eine Karte Nr. 19, bei der die Kennung rechts unten auf der Karte aufgedruckt wurde. Vermutlich aufgrund von Platzmangel auf der linken Seite, die von den Daten der RES 164 eingenommen wird.
- Eine Karte Nr. 543 vom 11.54, die keine Kennung enthält, obwohl andere Karten aus dem gleichen Zeitraum mit einer solchen bedruckt sind.
- Eine Karte Nr. 410 mit der Datumsangabe 6.50, die aber vermutlich eher 1955 gedruckt wurde – der M-Kennung zufolge und wegen „VEB (K) Röhrenprüfgerätebau Weida“ als Aussteller plausibler als 1950.
Frage: Hat die M-Kennung eine tiefere Bedeutung?
Modellangabe bei VEB-wetron-Karten
Beim W 18 N stehen gruppiert grundsätzlich die Angaben RPG 4/3 und W 18 und W 18 K und W 18 N.
Beispielsweise bei einer Karte 973.
Grundsätzlich scheint man bei wetron nur eine Karte für beide Geräte gedruckt zu haben. Anweisungen wurden schlicht
für beide Geräte aufgedruckt und die für das W 18 notwendigen Pfeile auf die Fassungen aufgestempelt
– Beispiel je einer solchen für W 18
und W 18 N zugleich nutzbar
gemachten Druckes einer Karte 1022.
Es ist dabei nicht erkennbar, wie eine der beiden sich jeweils widersprechenden Geräte-Gruppen als ungültig gekennzeichnet
werden soll.

Interessant sind in diesem Kontext die zwei Karten mit der Nummer 1069, je eine für das W 18 und für das W 18 N. Beide weisen die selbe M-Kennung „Mb 685/61 V 5/20“ auf – was auf eine Herstellung in einem Durchlauf hindeutet – und sind sich auch sonst vom Druckbild relativ ähnlich. Bis auf die Tatsachen, dass die eine Karte aufgedruckte Pfeile auf die Fassungen trägt, die andere aber die Nummer der Fassung. Auf beiden werden aber W 18 und W 18 N genannt – dabei wäre es bei einem mutmaßlich erfolgten separaten Druckvorgang mit Anpassungen an der Druckvorlage nicht kompliziert gewesen, auch die Modellangaben anzupassen.
Umgekehrt gibt es auch mindestens eine Karte mit der Angabe W 18 N ohne weitere Modellangaben.
Es ist mir allerdings bisher zwei Karten (238 – Ausschnitt siehe unten – und 883) aufgefallen, bei der eine Kennzeichnung vorgenommen wurde durch Stempeln des Zutreffenden. Warum wurde dies nicht auf mehr Karten markiert? Ist mir ein entsprechendes Gerät bislang schlicht noch nicht in die Finger gekommen?

Frage: Kann man abseits von Lochdurchmesser und Positionierung erkennen, ob eine Karte für das W 18 oder W 18 N geeignet ist?
Wofür steht das W im Namen vieler Geräte?
Die Bezeichnungen der Mehrzahl der von Funke produzierten Röhrenprüfgeräte beginnen mit dem Buchstaben W. Eine
Aussage der Firma Funke selbst über die Benennung ist bisher nicht bekannt.
Denkbar sind besonders zwei Erklärungsansätze:
- Ein Verweis auf den Ort Weida in Thüringen, wo Funke mit der Herstellung der Geräte begann. Warum er diesen Namen dann in Adenau nicht in A änderte, wäre dann mit einer Reminiszenz an die Zeit in Weida zu erklären.
- Das W könnte für Wechselspannung stehen in Abgrenzung zu Gleichspannung – Frühe Funke-Geräte scheint es für
beide Spannungsarten gegeben haben – Wolfgang Scharschmidt gibt in seiner Röhrenhistorie Band 3 „Max Funke
und seine Röhrenprüfgeräte“ auf Seite 25 einen Ausschnitt aus dem Großhandelskatalog der Firma Bernhard Wedler
aus Breslau von 1934/35 wieder (der Katalog kann online bei der GFGF
abgerufen werden, das entsprechende Angebot befindet sich auf Seite 29).
Eine weiterer Hinweis stammt ebenfalls aus einem Katalog, der Ausschnitt ist bei Radiomuseum.org beim Modell W4 zu finden. Dort wird das Gerät für Gleichstrom sogar explizit G4 genannt.
Frage: Gibt es weitere Belege für eine der beiden Theorien oder gar weitere Theorien, die hier bisher nicht aufgeführt werden?
Woher stammt die Vier im Namen der RPG-4-Familie?
Von Funke selbst sind zumindest keine direkten Namens-Vorgänger der RPG-4-Familie (RPG 4/1, 4/2 und 4/3) bekannt. Wieso daher die Zahl Vier?
Theorie 1: Es gab andere Wehrmachts-RPGs, die eine Reihe bilden
Kandidaten hierfür sind folgende Geräte:
- Das RPG.1 von Dr. Dietz & Ritter GmbH, Fabrik für Radio-Erzeugnisse und Transformatoren – nach dem 1.11.1939 Leipziger Funkgerätebau GmbH (siehe Wikipedia-Artikel zu Körting)
- Das RPG 2 (siehe auch Jogis Röhrenbude) von Frieseke & Höpfner zur Prüfung der RL 12 P 35
- Ein RPG 3 ist zumindest durch mich nicht aufzufinden. Für diese Theorie muss es dieses Gerät gegeben haben oder es muss zumindest geplant gewesen sein, sodass die 3 bereits reserviert war.
Das RPG-4-Familie würde hier das vierte Gerät sein.
Theorie 2: Funke gruppiert seine eigenen Geräte und kommt so auf vier Gerätefamilien
Für diese Theorie müssen die Geräte in Gerätefamilien gruppiert werden, sodass es insgesamt nur vier sind. Ein möglicher Ansatz hierfür ist die Kompatibilität der Steckfelder:
- Frühe Geräte (siehe bspw. das als W 1 bezeichnete Gerät in Jogis Röhrenbude)
- W 3 und W 9 (und die Geräte dazwischen). Grundlage dieser Gruppierung sind die Prüfkarten des in Jogis Röhrenbude gezeigten W 3.
- W 10 bis W 13 sowie Radiomechanik
- W 14 bis W 17, Rundfunkmechanik, „Reichspostmodell für den Rfe-Dienst“ sowie RPG 4/1 bzw. 4/2, die beide noch als „RPG 4“ benannt wurden
- W 14 und 15 scheinen eng genug mit der W-16-Familie verwandt zu sein, als dass man sie zu einer Familie zählen könnte.
- RPG 4/3 und W 18 können ebenfalls zu dieser Familie gezählt werden, dies ist für die Namensgebung jedoch nicht relevant, da beide Geräte erst nach der Benennung des ersten Modells als „RPG 4“ entstanden sind.
Theorie 3: Die Vier bezieht sich auf die 1940er
Die RPG-4-Familie wurde ab Anfang der 1940er Jahre hergestellt, möglicherweise bezieht sich die Vier daher auf die 1940er.
Erstellt am 18.12.2022, zuletzt geändert am 08.04.2024